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Humboldt-Forum im Visier: Echte und falsche Propheten
Anmerkungen zur Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses

Die biblischen Propheten waren schon immer ein Ärgernis. Sie waren Menschen, die verkündeten, was Gott in einer bestimmten Situation zu sagen hat. Häufig traten sie als unbequeme Mahner auf. Ihre Aufrufe zu Reue, Gerechtigkeit und Umkehr zu Gott kamen schon beim Volk Israel nicht immer gut an. Dass das auch in unserer Gesellschaft heute nicht anders ist, zeigt die aktuelle Diskussion über die Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses. Dort wurden am 19. und 20. März acht Sandsteinfiguren der alttestamentlichen Propheten Jesaja, Hosea, Zephania, Sacharja, Jona, Daniel, Jeremia und Hesekiel an der Kuppel-Balustrade montiert.


Jüdische Propheten als Ausdruck völkischen Denkens?

Prompt melden sich Leute zu Wort, die sich selbst für zeitgemäße Mahner halten. Stadtschlossgegner wie der Architekt Philipp Oswalt und der Historiker Jürgen Zimmerer versteigen sich sogar zu der These, das Schloss werde „zum neu-rechten Symbol für das ‚christliche Abendland‘ ausgebaut“. Man müsse „inzwischen von einer bewussten fundamental-christlichen Unterwanderung des Stadtschlosses ausgehen, die sich bestens in die islamophoben Tendenzen der Zeit einfügt“. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen: Für ein weltoffenes Deutschland sei dies gefährlich, wecke es doch „völkische Anklänge“. Jüdische Propheten als Ausdruck völkisch-deutschen Denkens?! Was für ein Unsinn! In Zeiten, in denen Islamisten auf Berliner Straßen offen gegen Juden hetzen und Menschen, die eine Kippa tragen, um ihr Leben fürchten müssen, ist diese Formulierung eine bodenlose Frechheit! Dieser Kampf gegen das christlich-jüdische Erbe unseres Landes wird von falschen Propheten geführt.


Führen rechte Spender einen Kulturkampf?

Zur Erinnerung: Die Rekonstruktion der Fassade des Berliner Schlosses wurde vom Bundestag beschlossen. Allerdings stellte er lediglich Mittel für eine vereinfachte Verkleidung der Kuppel zur Verfügung. Erst durch private Spenden wurde die detaillierte historische Rekonstruktion mit den Propheten-Figuren möglich. Unter den Spendern gebe es „rechte Kreise“, die das Stadtschloss für ihren Kulturkampf nutzen, raunen Kritiker wie Oswalt. Insgesamt haben allerdings rund 40.000 Menschen für die Rekonstruktion gespendet.


Dann wäre jeder Cent sein Geld wert

Die Kampagnen der falschen Propheten sind aber nicht nur absurd, sondern tatsächlich eine Gefahr für ein freiheitliches Deutschland. Das hat schon die Debatte um die biblischen Inschriften an der Kuppel selbst gezeigt. Wie ernst wird die Religionsfreiheit in unserem Land eigentlich noch genommen? Dürfen wir Christen bald nicht mehr sagen, dass wir den christlichen Glauben für den einzig seligmachenden halten? Wenn wir ihn ernst nehmen, haben wir keine andere Wahl, denn Jesus selbst war da klar und kompromisslos: „Niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Johannes 14,6). Wie gut wäre es, wenn die Kritiker zur Bibel griffen und nach der Botschaft der echten Propheten für unsere heutige Zeit fragten. Wenn jetzt durch die Figuren auf dem Berliner Stadtschloss auch nur ein Mensch zur Umkehr zu Gott gerufen wird, war jeder einzelne Spenden-Cent sein Geld wert. 


Dennis Pfeifer 

(idea-Redaktion)


April 2024

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