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Der badische Erweckungsprediger Aloys Henhöfer 
wirkte auch publizistisch
Die meisten badischen Christen kennen seinen Namen nicht mehr. Nicht verwunderlich nach fast 200 Jahren. Aloys Henhöfer (1789-1862), zuletzt 30 Jahre Landpfarrer in Spöck und Staffort auf der Hardt nördlich von Karlsruhe, zuvor im benachbarten Ort Graben und in Mühlhausen bei Pforzheim, zog mit seinen schlichten Jesus-Predigten die Menschen an. Sie kamen in Scharen von nah und fern in seine Kirche.

Einladung zur verbindlichen Nachfolge von Jesus
Mit seiner bildhaften Verkündigung zeigte Henhöfer biblisch klar den Weg zum ewigen Leben. Viele fanden so zum persönlichen Glauben und wandten sich ab von ihrem sündigen Leben. Sie trafen sich fortan zum gemeinsamen Bibellesen, Singen und Beten. Eine geistliche Erweckung brach auf und breitete sich von Spöck aus ins Land. Aus den Bibelstunden entstand der pietistische „Ev. Gemeinschaftsverband für innere Mission Augsburgischen Bekenntnisses“, vor Ort meist kurz AB-Verein genannt. Das Kürzel AB bezog sich auf das Reformatorische Bekenntnis von 1530 in Augsburg vor dem Kaiser.

Von der Moralpredigt zur Predigt des Evangeliums
Geboren ist Henhöfer am 11. Juli 1789 in einer katholischen Bauernfamilie in Völkersbach bei Karlsruhe. Mit Hilfe des Ortspfarrers sollte er Priester werden, wollte die religiöse Mutter. Nach dem Gymnasium in Rastatt studierte der gehorsame Sohn darum Theologie in Freiburg, kam ins Meersburger Pries-terseminar und wurde 1815 in Konstanz zum Priester geweiht. Freiherr Julius von Gemmingen im Schloss Steinegg bei Pforzheim sorgte dafür, dass der begabte Theologe in seine Nähe nach Mühlhausen im Würmtal kam. Keine leichte Pfarrstelle. Henhöfer scheiterte mit seinen „Moralpredigten“ und suchte nach Ursachen. Durch Gottes Gnade fand er zum biblischen Evangelium wie einst Martin Luther. Jetzt strömten auch aus Nachbarorten die Leute herbei. Deren Pfarrer ärgerten sich und verklagten Henhöfer bei der Kirchenbehörde. Er wurde suspendiert. Dem Separatismus aber widerstand er. Ein Drittel seiner Gemeinde trat mit ihm zum evangelischen Glauben über. Mit einer Schrift über sein Glaubensbekenntnis stellte Henhöfer 1822 die Grundsätze seiner Verkündigung vor. Mehr als 12.000 Exemplare wurden innerhalb eines Jahres verkauft. Doch bleiben durfte er um des lokalen Friedens willen nicht.

Eine erste badische Bekenntnisbewegung wurde aktiv
Im Juli 1823 wurde er nach Graben (Hardt) versetzt, wo seine Predigten bis nach Karlsruhe zum Großherzog drangen. Einmal kam dieser sogar per Kutsche, um ihn zu hören. „Gelehrt predigt er nicht, aber es geht durchs Herz“, sagte er hinterher und hielt fortan schützend seine Hand über ihn. Nach 1827 wirkte Henhöfer noch 35 Jahre als Pfarrer in den Dörfern Spöck und Staffort. Mehr als zwanzig Vikare hat er gehabt und geprägt. Einige gegnerische Nachbarpfarrer konnte er gewinnen. Insgesamt sieben Pfarrer wurden seine Mitstreiter im sog. „Katechismusstreit“. Dabei ging es um Lehrfragen für die 1821 gegründete Kirchenunion in Baden. Jesus wurde nicht mehr klar als Sohn Gottes gesehen, sondern als vorbildlicher Mensch, sein Kreuzestod war keine Versöhnungstat mehr. Es entstand eine erste kleine Bekenntnisbewegung in der badischen Kirche. Im Jubiläumsjahr des Augsburgischen Bekenntnisses 1830 baten die Pfarrer und Vikare um Henhöfer die Kirchenleitung, die Gewissen nicht länger zu beschweren und die Gemeinden mit der „Einführung eines so unbiblischen und unchristlichen Katechismus gnädigst (zu) verschonen“. Dieses rationalistische Machwerk lehre „defizitär vom Heil, vom Heiland und vom Heilsweg“.

Der Kampf um den geistlichen Kurs der Kirche lohnte
Der „Katechismusstreit“ dauerte sechs Jahre. Das kleine Team war heftigen Drohungen und Repressalien ausgesetzt. Dennoch trugen sie einen Sieg davon. Die kritisierten Abschnitte wurden geändert, der Katechismus nicht in den Rang einer Bekenntnisschrift erhoben. Die vielen Eingaben erregten großes Aufsehen, und die badische Erweckungsbewegung fasste Fuß an vielen Orten. Der anhaltende Streit rüttelte Gemeinden und Pfarrer wach. Die Frage nach dem rechten Glaubensbekenntnis bekam wieder größeren Stellenwert.

Henhöfers Schriften gaben der Gemeinde biblische Wegweisung  
Zur biblischen Fundierung der Gemeinden trugen Henhöfers Schriften bei, vor allem sein Glaubensbekenntnis und seine Schrift „Die biblische Lehre vom Heilsweg und von der Kirche“. Auch Henhöfers gedruckte Predigten waren begehrt. Sie zeigten in verständlicher Sprache den Weg zum Glauben. Schon damals war der kleinen Truppe klar, dass die „Erweckten“ geistliche Nahrung in schriftlicher Form zur Begleitung brauchten. Ein Wochenblatt mit dem Titel „Das Reich Gottes“ wurde herausgegeben. Pfarrer Karl Mann (Hochstetten) war bis zu seinem Tod 1869 sein Schriftleiter. Ab 1870 wurde es unter dem Titel „Reich-Gottes-Bote“ die Zeitschrift des AB-Verbandes, der sich damals bewusst auf das „Augsburger Bekenntnis“ (AB) der Reformation gründete, das seit der Kirchenunion 1821 nur noch als historisches Dokument gesehen wurde und nicht mehr als Bekenntnisschrift.

Der geistliche Kampf um die klare biblische Lehre geht weiter
Als Aloys Henhöfer am 5. Dezember 1862 in seinem Spöcker Pfarrhaus starb, war die von Gott geschenkte Erweckung nicht zu Ende. Wohl blieb eine geistliche Wende in der Kirchenleitung aus, was Henhöfer betrübte, aber überall waren Zellen lebendigen Glaubens entstanden, Glaubenswerke, diakonische Einrichtungen, Kindergärten, Diakonissenhäuser und Heime. Es gab Glaubenstreffen (heute sind es „Christustage“), Evangelisationen und Missionsfeste. Parallel, meist nicht in der großen Öffentlichkeit, ging jedoch der geistliche Kampf um die biblische Lehre in der Kirche weiter – bis heute. Auch „hoffen + handeln“, das sich in den Spuren Henhöfers sieht, hat 50 Jahre lang dazu seinen Beitrag für unsere Zeit geleistet. Was nachfolgt, bleibt offen. Gott wird es zeigen.

Zu Aloys Henhöfer empfehlen wir das abgebildete Taschenbuch „Erst der Glaube, dann die Tat“ für 1,90 Euro sowie das schöne Bild-Text-Bändchen „Zeit des Heils“ mit berühmten Zitaten von Henhöfer in großer Schrift für 3,80 Euro und von Wilhelm Heinsius „Aloys Henhöfer und seine Zeit“ (ISBN: 3-7751-1206-5) für 19,90 Euro, alle beim Ev. Buchdienst von Elisabeth Berggötz-Funk, Im Langgewann 66, 69469 Weinheim, Mail: buchhandlung-berggoetz@gmx.de, Tel. 06201 58388, Mobil: 0176 61666811.



Martin Kugele 

ist Pfarrer im aktiven Ruhestand in Bretten und Redaktionsleiter von „hoffen + handeln“.

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