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Das „Haus Frieden“ bietet Erholung für Leib und Seele



Am südlichen Rand des Schwarzwalds – im Ortsteil Hägelberg der Ortschaft Steinen bei Lörrach im Wiesental – haben gläubige Christen in den 1970er Jahren ein Gäste- und Seelsorgezentrum gegründet, das „Haus Frieden“. Journalist Daniel Scholaster hat das Haus im Februar 2024 besucht und stellt es vor.


Wenn man von Steinen im Wiesental nach Norden in den Schwarzwald fährt, kommt man durch den beschaulichen Ortsteil Hägelberg. Dort befindet sich seit 1970 das „Haus Frieden“. Hier können sich Besucher seelsorgerlich beraten lassen – oder auch einfach ein paar Tage Urlaub verbringen. Jeder ist willkommen; doch die christliche Prägung des Hauses ist offenkundig. An vielen Stellen hängen Kreuze und sind Bibelverse angebracht. Die Zimmer tragen Namen wie „Barmherzigkeit“ oder „Weisheit“ und sollen dadurch an christliche Tugenden erinnern. Die Preise sind bewusst niedrig gehalten: Für 45 Euro pro Nacht bekommt man nicht nur ein Zimmer, sondern auch drei Mahlzeiten am Tag. Zudem kann man an den regelmäßig stattfindenden Glaubenskursen, Eheseminaren oder Familienfreizeiten teilnehmen. Zu den Andachten und Gottesdiensten ist ohnehin jeder Interessierte eingeladen.


Das Haus wird heller und freundlicher

Seit 2019 sind Klaus-Peter Vieweger und seine Frau Marie-Luise dem Haus verbunden. Im Jahr 2021 hat Vieweger, der Pastor der hannoverschen Landeskirche war, auch den Vorsitz im Trägerverein der Einrichtung und deren Leitung übernommen. Das Ehepaar kümmert sich nun ehrenamtlich um alle Belange der Gäste. Der 79-Jährige hofft jedoch, bald einen Nachfolger zu finden, der es im bisherigen Sinne weiterführen kann. Seit die beiden die Verwaltung des Hauses übernommen haben, hat sich bereits viel verändert. So haben sie unter anderem – gemeinsam mit freiwilligen Helfern – alle Türen und Räume neu gestrichen, damit sie freundlicher und einladender aussehen. Duschen wurden ein- und umgebaut. Auch wenn immer wieder Familien im Haus einkehren, sind die meisten Übernachtungsgäste bereits im Ruhestand. „Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Räumlichkeiten entsprechend umrüsten“, erklärt Marie-Luise Vieweger. Ein wichtiger Schritt war der Einbau eines gespendeten zweiten Treppenlifts, wodurch alle Stockwerke barrierefrei zugänglich sind. Doch bei insgesamt 20 Zimmern bleibt noch viel zu tun, und das kostet viel Geld.


Verzweifelte werden frei

Die Gründung des Hauses steht in engem Zusammenhang mit der zweier anderer Rüstzentren – dem des Henhöferheims im Bad Herrenalber Ortsteil Neusatz durch Dekan Friedrich Hauß (1893–1977) im Jahr 1930 und des Theologischen Seminars in Adelshofen durch Pfarrer Otto Riecker (1896–1989) im Jahr 1958. Beide Geistliche waren eng mit dem aus Lörrach stammenden Fritz Eichin (1902–1992) befreundet, der seit 1933 Pfarrer in Hasel bei Schopfheim war. Er stellte fest, dass im Wiesental okkulte Praktiken wie das Besprechen von Tieren weit verbreitet waren. Dem wollte er mit Bibelstunden und durch seelsorgerliche Begleitung der Einheimischen begegnen. Nach der Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg kamen außerdem viele Menschen zu ihm, deren gesamtes Weltbild durch den militärischen Zusammenbruch infrage gestellt worden war.


Bibelstunden im Gasthof

1958 gründete Pfarrer Eichin gemeinsam mit Christen der Region die „Arbeitsgemeinschaft für Seelsorge“. Ein gläubiger Gastwirt stellte ihnen für Seelsorgespräche und Bibelstunden sein Gasthaus in Steinen zur Verfügung. Weil das Gebäude allerdings an einer vielbefahrenen Durchgangsstraße lag, suchten Eichin und seine Mitstreiter bald nach einem Ort mit mehr Ruhe für ihre Gäste. Bei einer seiner Wanderungen in den Schwarzwald entdeckte er eine Schutthalde in Hägelberg, deren Lage ihm geeignet schien. Der Verein erwarb 1969 das dazu gehörende Grundstück mit Blick auf die Alpen und schon ein Jahr später konnte das „Haus Frieden“ seine Türen öffnen.


Alles soll von Gott kommen

Bis heute gilt dort der Grundsatz, dass die Mitarbeiter und Vereinsmitglieder „nicht um Spenden betteln“, wie Klaus-Peter Vieweger betont: „Wir wollen alles aus Gottes Hand empfangen. Und bisher haben wir immer erfahren dürfen, dass er uns das Nötige zukommen lässt. Selbst als wir in der Corona-Zeit zweimal komplett schließen mussten.“ Das geht so weit, dass der Verein die sonntäglichen Kollekten direkt an missionarische Projekte im In- und Ausland weitergeben kann, „weil durch die Güte Gottes die laufenden Kosten gedeckt werden können“. Im „Haus Frieden“ ist man deshalb zuversichtlich, dass Gott die Mitarbeiter auch in Zukunft nicht im Stich lassen wird. Und bis heute ist von diesem Ort „viel Segen ausgegangen“, wie Günter Volz, einer der Vorgänger Viewegers als Vorsitzender des Trägervereins, berichtet. Der 83-Jährige kennt das Gästezentrum so gut wie kaum jemand sonst: „So viele Menschen sind hier von Sünden und dämonischen Belastungen frei geworden.



Daniel Scholaster



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